Weitere Berichterstattung über Brandstiftungen in Ivel

Die Brandstiftungen in Ivel, einem Dorf in der nördlichen iranischen Provinz Mazandaran, bei denen um den 22. Juni herum 50 Häuser von Bahá’í-Familien den Erdboden gleichgemacht worden sind, findet weiterhin Aufmerksamkeit. Dr. Wahied Wahdat-Hagh, Senior Fellow der European Foundation for Democracy in Brüssel, zitiert im Internetdienst der Zeitung Die Welt die Meldung einer iranischsprachigen Nachrichtenagentur vom 25. Juni:

Polizeibeamte sollen „Rahana“ zufolge berichtet haben, dass die Revolutionsgarden einige Militäreinheiten in Ivel stationiert haben sollen. Die Revolutionsgardisten sollen „Befehle von höheren Instanzen“ erhalten haben, um die Häuser der Bahai in Brand zu stecken.

Tatsächlich wurden die 50 Häuser der Bahai zunächst in Brand gesteckt und dann mit Bulldozern dem Erdboden gleich gemacht. Der zurückgebliebene Schutt wurde mit Lastwagen weggeschafft.

Dr. Wahdat-Hagh berichtet weiter über die wirtschaftliche Strangulierung der Bahá’í, die vor allem durch Berufsverbote und den Diskriminierungen im Bildungssystem vollzogen wird.

Laut einem schriftlichen Befehl des Direktoriums der nationalen Sicherheitskräfte vom 9. April 2007 werden alle iranischen Polizeikräfte angewiesen die Unternehmen der Bahai zu identifizieren und folgende Unternehmen zu schließen [vgl. Appendix 15].

1) Alle Bahai-Unternehmen, die unter der Kategorie Kultur, Werbung und Kommerz fallen, sollen geschlossen werden. Einige Beispiele aus diesem Bereich wurden explizit genannt: Zeitungen, Periodika, Juweliergeschäfte, Uhrmachereien, Cafes, Gravurläden, Autoverleih, Touristenindustrie, Buchverlage, Hostel- und Hotelmanagement, Schneidereiausbildung, Photographen, Filmaufnahmeunternehmen, Internetspielläden, Internetcafes.
2) Jegliches Geschäft mit Nahrungsmitteln. Die Bahai könnten das Essen der Muslime kontaminieren, heißt es. Genannte Beispiele: Caterings bei Empfängen, Restaurants, Lebensmittelgeschäfte, Kebabläden, Cafes, Metzgereien, Supermärkte, Eisverkaufläden, Läden, die frische Fruchtsäfte verkaufen, Bäckereien, Cafes.
3) Generell alle erfolgreiche Geschäfte, in denen die Bahai hohe Profite machen.
Infolge dieser Maßnahme wurden in den letzten Jahren hunderte Geschäfte, die den Bahai gehörten, geschlossen.

Bereits am 27. Juni berichtete der persische Dienst der Deutschen Welle in einem Interview mit dem Leiter der in Paris ansässigen League for Defense of Human Rights in Iran, Dr. Abdolkarim Lahiji,  über die Zerstörung in Ivel.

Diesen Artikel teilen: