Reaktionen auf die Anschläge gegen Christen in Alexandria

Radio Vatikan gibt einen umfangreichen Überblick auf die Reaktionen nach dem Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria.

Die deutsche Bundesregierung sprach von einem Akt der Brutalität. „Barbarischer Akt” – diese Formulierung gebraucht Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Brief an den ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak. Sie habe die Nachricht von dem Anschlag mit „Wut“ aufgenommen; Merkel weist darauf hin, dass in Alexandria nicht nur Christen, sondern auch Moslems unter den Todesopfern seien. Ähnliche Gewalttaten gelte es künftig zu verhindern.

Das Programm zitiert auch den menschenrechtspolitischen Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, Volker Beck. Er forderte die ägyptische Regierung auf, aktiv für die Religionsfreiheit Partei zu ergreifen und Anfeindungen religiöser Minderheiten im Namen des Islam zurückzuweisen. In einer Pressemitteilung teilt Beck mit:

Die Verfolgung der Baha’i, die Diskriminierung von Christen und die faktische Unmöglichkeit des Religionswechsels für ehemalige Muslime muss in Ägypten endlich beendet werden. Ägypten ist meilenweit davon entfernt, die Religionsfreiheit wirklich zu respektieren. Der menschenverachtende Anschlag auf koptische Christen war ein Angriff auf die religiöse Pluralität und die Religionsfreiheit. Er verdient die rigorose Verurteilung durch Muslime und Christen gleichermaßen!

Gegenüber dem Kölner Domradio äußert sich Beck, der im vergangenen Jahr mit einer Delegation des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe in Ägypten weilte, wie folgt:

domradio.de: Unternimmt Ägypten genug, um die Rechte der christlichen Minderheit zu schützen?
Beck:
Das ist nicht ein Problem von Christen, sondern das Problem, dass Ägypten eigentlich nur die religiösen Minderheitenrechte im Rahmen der religiösen Gesetzgebung der Scharia respektiert. Die Bahai, die einen Gründer haben aus dem 19. Jahrhundert, werden massiv verfolgt bis zur Vernichtung der individuellen Existenz, Christen werden diskriminiert und insbesondere Muslime, die zu einer anderen Religion wechseln wollen, werden massiv verfolgt und unterdrückt. Das ist aber Teil eines Systems, das insgesamt völlig undemokratisch ist, das Journalisten, Oppositionelle und Blogger massiv verfolgt. Und man muss gerade wenn man etwas gegen Christenverfolgung tun will, den gesamten Rahmen sehen und die Hintergründe verstehen. Meine Kritik an der ägyptischen Regierung ist, dass es nicht reicht, jetzt Islamisten zu kritisieren und zu verfolgen, sondern man muss von Seiten der ägyptischen Regierung endlich für die Religionsfreiheit insgesamt eintreten und nicht nur innerhalb der Grenzen, die der islamische Glauben für religiöse Minderheiten setzt.

Das vollständige Interview läßt sich hier hören:
Interview mit Volker Beck

Diesen Artikel teilen: