Gudrun Harrer schreibt für den Standard aus Österreich ein längeres Stück über die Hintergründe der Verfolgungen der Bahá’í im Iran. Insbesondere geht sie auf die verschiedenen Verschwörungstheorien ein, die innerhalb des schiitischen Machtapparats kursieren. Besonders absurd erscheint dabei die Vorstellung, die Bahá’í-Religion habe Verbindungen zur strengen islamischen Richtung des Wahabismus.

Regelmäßig werden Mitarbeiter der Oppositionspolitiker vom Regime mit dem Bahá’ísmus in Verbindung gebracht, so wie auch eine Sekretärin der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Das Argument wurde vorgebracht, als Ebadis Büro behördlich geschlossen wurde. Und wer laut dem Regime hinter den Bahá’í steckt? Heute – natürlich – vor allem der Zionismus, die Amerikaner, der Westen – und der saudi-arabische Wahhabismus. In der Geschichte waren es auch die Russen, die Briten, die Freimauer.
Die angebliche Verbindung von Bahá’í und Wahhabiten – der in Saudi-Arabien regierenden sunnitischen salafitischen Sekte aus dem 18. Jahrhundert, für die schon ein Mainstream-Schiit ein Ketzer ist – scheint im Iran für manche geradezu zur Obsession zu werden. Politisch entspricht das den wachsenden Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien am Persischen Golf. An der Azad-Universität in Teheran wurde 2009 ein Forschungsprojekt zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Bahá’ísmus und Wahhabismus eingerichtet.

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