"Nur langsam wird die Unterdrückung der Religionsfreiheit zum Thema der Politik"

Der Journalist und ehemalige Präsident des Katholischen Akademikerverbandes Österreichs, Paul Schulmeister, fragt in der Tageszeitung Die Presse danach, warum Christen in westlichen Staaten „nur wenig Empathie für ihre bedrängten Glaubensbrüder“ in aller Welt empfinden. In seinem Gastkommentar zeichnet er – in aller Kürze – das von Beginn christlicher Offenbarung an bestehende Spannungsverhältnis des eigenen Wahrheitsanspruchs zu einem pluralen Religionsverständnis nach und macht heutige „Schläfrigkeit, Abstumpfung und Selbstgenügsamkeit“ für das mangelnde Mitgefühl verantwortlich.

Heute klingt das Wort „Christenverfolgung“ in europäischen Ohren altmodisch, wenn nicht legendenhaft. Wir leben ja nicht in Ländern wie Pakistan, Irak oder Nordkorea, wo Christen vertrieben, getötet oder „umerzogen“ werden. Nur langsam wird die Unterdrückung der Religionsfreiheit in (zumeist islamisch geprägten) Ländern zum Thema der Politik. … Doch so wenig der säkulare Staat voraussetzungslos und wertgleichgültig zu bestehen vermag, so wenig sollten die Nutznießer der westlichen Religionsfreiheit vergessen, wie viele Millionen Christen in anderen Teilen der Erde zu Opfern von Verfolgungen werden.
Mehr noch, das Mitgefühl sollte allen wegen ihres Glaubens Verfolgten gelten: Juden in Teilen der arabischen Welt (und jahrhundertelang im „christlichen Abendland“), Muslimen in Indien oder Westchina, Sunniten in den schiitisch dominierten Teilen des Irak, die Bahai im Iran usw. Die weitaus größte Gruppe sind allerdings Christen, auch wenn die Zahl von 100 Millionen Unterdrückten zu hoch gegriffen erscheint.

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