Rio de Janeiro marschiert für das Recht auf Religionsfreiheit

 
Zehntausende Brasilianer gingen am 16. September in Rio de Janeiro für das Recht auf Religionsfreiheit auf die Straße. Ein Gedicht des persischen Dichters und Mystikers Saadi bildete den Mittelpunkt des Protestmarsches.

 
Menschenrechtsgruppen, das Netzwerk United4Iran und die brasilianische Bahá’í -Gemeinde riefen bei einem Marsch für das Recht auf Religionsfreiheit an der Copacabana die jahrhundertealte Botschaft Saadis in Erinnerung: „Als Adams Nachfahr’n sind wir eines Stammes Glieder.“ Dies berichtet der Bahá’í World News Service.
Saadi (1190-1291) ist einer der herausragendsten persischen Dichter und Mystiker. Sein Mausoleum in Schiras ist viel besucht. Was aber wenige wissen: Eines seiner Gedichte befindet sich heute am Eingang der Hauptverwaltung der Vereinten Nationen in New York. Die deutsche Übersetzung von Karl Heinrich Graf lautet:
„Als Adams Nachfahr’n sind wir eines Stammes Glieder. / Der Mensch schlägt in der Schöpfung als Juwel sich nieder. / Falls Macht des Schicksals ein Organ zum Leiden führt, / sind alle andern von dem Leid nicht unberührt. Wenn niemals Du in Sorge um den andern brennst, / verdienst Du nicht, dass Du Dich einen Menschen nennst.“
Dieses Gedicht, geschrieben auf ein übergroßes Transparent, stand im Mittelpunkt des Protestmarsches vom vergangenen Sonntag, der Zehntausende Brasilianer an Rios berühmtesten Strand von Copacabana zusammenbrachte: Bahai, Christen, Juden, Muslime, Hare Krishna und Santo Daime-Anhänger sowie Mitglieder der afro-brasilianischen Religionen Umbanda und Candomble. Der Marsch forderte das Recht auf Religionsfreiheit ein, wonach jeder Mensch glauben darf, wie es seiner Überzeugung entspricht.
Die Unterstützung der Brasilianer für die leidgeprüfte iranische Bahá’í-Gemeinde stach besonders hervor. Die Marschierenden trugen an Schirmen befestigte Bilder von politischen Gefangenen, darunter auch die der sieben ehemaligen Mitglieder der iranischen Bahá’í-Führung, die derzeit das fünfte Jahre ihrer 20-jährigen Haftstrafe verbüßen.
Zu dem Marsch hatte die Commission to Combat Religious Intolerance aufgerufen. „Das Bewusstsein für religiöse Intoleranz verdient größere Beachtung“, sagte der Sprecher Ricardo Rubim, „damit die Zahl der Übergriffe auf Religionen verringert werden kann.“
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