Bahá’í sollen Stadt verlassen, andernfalls drohen ihnen Angriffe

Wie die Internationale Bahá’í-Gemeinde heute bestätigte, fanden in der iranischen Stadt Abadeh konzertierte Übergriffe gegen die dortigen Bahá’í statt. Regierungsbeamte drangen am 13. Oktober in Häuser der Bahá’í ein, die anschließend zu Verhören vorgeladen wurden. Es hieß: Falls sie die Stadt nicht verlassen, werden sie möglicherweise Opfer von tödlichen Attacken durch Bürger der Stadt.
Genf, 11. November 2013 – Abadeh ist eine kleine Stadt von etwa 60.000 Einwohnern zwischen Schiras und Isfahan im Iran. Sie hat eine größere Bahá’í-Gemeinde und war in den letzten Jahren immer wieder Schauplatz von Aktivitäten gegen die Bahá’í. So wurden bereits Häuser und Geschäfte mit Anti-Bahá’í-Graffiti beschmiert. Unter anderem besagten die Graffiti: „Tod den Bahá’í-Spionen von Amerika und Israel“ oder „Bahá’í sind unrein.“

973_03_raidabadehNun führten Geheimdienstmitarbeiter zusammen mit örtlichen Beamten am 13. Oktober um acht Uhr morgens in Abadeh Razzien durch. 14 Häuser wurden durchsucht und Bahá’í-Bücher, CDs, Computer, Fotos sowie weitere Gegenstände beschlagnahmt, berichtet die Internationale Bahá’í-Gemeinde.

„Die Übergriffe und die anschließenden Verhöre hatten eindeutig das Ziel, die Bahá’í aus Abadeh zu vertreiben“, meinte Diane Ala’i, Sprecherin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde bei den Vereinten Nationen in Genf, gegenüber dem Bahá’í World News Service.
Während der anschließenden Verhöre wurde verschiedenen Bahá’í nahegelegt, dass die örtliche Bevölkerung sie „nicht möge“, und dass „sie euch und eure Kinder auf der Straße mit Messern angreifen könnte“, hieß es.
Dafür gebe es indes keine Hinweise, meinte Diane Ala’i. Die Bevölkerung von Abadeh sei nicht gegen die Bahá’í eingenommen. Die Erfahrung der Bahá’í von Abadeh belege eher das Gegenteil. „Hinter solchen Drohungen und Angriffen steckt in Wahrheit die Regierung”, meine Ala’i. „Die Menschen in Abadeh haben nichts gegen die Bahá’í und viele verkehren gern mit ihnen.”
973_04_raidabadeh„In mindestens 52 Fällen seit 2005 wurden iranische Bahá’í tätlich angegriffen. Fast immer geschah dies nach Aufwiegelung durch Beamte in Zivil, durch die Geistlichkeit oder regierungsnahe Medien, die Kampagnen durchführen, um zum Hass gegen die Bahá’í aufzuhetzen“, so Ala’i.
„Können nicht für eure Sicherheit sorgen“
Bei den jüngsten Razzien in Abadeh sei mindestens ein Bewohner pro Haus zum örtlichen Büro des Geheimdienstministeriums vorgeladen worden. Unter diesen waren mehrere junge Menschen wie auch zwei Gäste, die bei Verwandten zu Besuch waren.
Die Beamten drängten die Bahá’í, die Stadt zu verlassen. „Wenn ihr auf der Straße angegriffen werdet, können wir nicht für eure Sicherheit sorgen“, hieß es einem Bahá’í gegenüber.
„Was uns besonders Sorge macht, sind die Jugendlichen, die vorgeladen und über ihre Aktivitäten ausgefragt wurden”, sagte Ala’i. „Andere wurden gebeten, ‘Verträge’ zu unterschreiben, mit denen sie versprechen sollten, keinen Kontakt zu anderen Bahá’í zu pflegen und keine anderen Treffen abzuhalten außer der monatlich stattfindenden Andachtsversammlung.“
973_01_raidabadehWeiterhin wurde das Geschäft eines Bahá’í geschlossen, indem die Türen mit einer offiziellen Bekanntmachung versiegelt wurden. Auf der war zu lesen: „Dieser Laden wurde auf Anweisung des General- und Revolutionsstaatsanwalts der Stadt geschlossen.“
973_02_raidabadeh„Leider zeigt die Situation in Abadeh abermals, dass sich die Lage für die Bahá’í trotz der Versprechen des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani nicht verbessert, sondern sogar eher verschlechtert hat“, so Ala’i. Die Regierung habe auch nichts unternommen, um den Mord an Ataollah Rezvani, einem Bahá’í, dessen Ermordung religiös motiviert war, aufzuklären. Auch sei keiner der über einhundert vollkommen unschuldig inhaftierten Bahá’í freigelassen worden. (Fotos: BWNS)

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