Rosenwasser ist kein Verbrechen

Berlin, 22. Juni 2019; – Iranische Behörden haben in einer Reihe von Häusern und Lagerräumen der Bahá’í in einem Dorf in der Nähe von Ghamsar Razzien durchgeführt und Behältnisse, die zur Herstellung von Rosenwasser verwendet werden und weitere damit zusammenhängende Ausstattung vorübergehend beschlagnahmt. Darin zeigt sich erneut der wirtschaftliche Druck, den die Behörden auf die Bahá’í ausüben.

Beamte der für die Einhaltung der Moralvorschriften am Arbeitsplatz zuständigen Amaken-Behörde sowie solche des Gesundheits- und Hygieneministeriums, des Geheimdienstes, der Staatsanwaltschaft in Kashan und der Polizei von Ghamsar betraten das Dorf am 12. Mai 2019. Sie konfiszierten alle mit Rosenwasser und Kräuterextrakten gefüllten Flaschen und beschuldigten die Bahá’í fälschlicherweise, alkoholische Getränke hergestellt zu haben.

Das Dorf liegt in einer Region, in der die Rosenwasserindustrie zahlreichen Menschen den Lebensunterhalt sichert.

„Die Verfolgung der Bahá’í in Iran hat solche Ausmaße angenommen, dass das bloße Herstellen von Rosenwasser nun bereits als Vorwand genutzt wird, um sie zu drangsalieren und strafrechtlich zu verfolgen“, sagt Jascha Noltenius, Referent für Menschenrechtsfragen im Büro für Außenbeziehungen der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland.

„Zusätzlich zu dem ohnehin schon bedrohlichen wirtschaftlichen Druck ist darin ein weiteres systematisches Vorgehen erkennbar, durch das die Behörden der Islamischen Republik Iran den Bahá’í ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage entziehen wollen.“

Es ist wichtig zu beachten, dass das Projekt zur Herstellung von Rosenwasser vor Jahrzehnten von den Bahá’í ins Leben gerufen wurde,  damit sie in ihrem Dorf bleiben und sich weiterhin eine Lebensgrundlage sichern konnten, nachdem ihnen die örtlichen Behörden verschiedene wirtschaftliche Beschränkungen auferlegt hatten, einschließlich der Verweigerung der Beschaffung bestimmter Waren und Dienstleistungen, fügt Herr Noltenius hinzu.

Obgleich die Beamten die Ausstattung am nächsten Tag wieder herausgaben, forderten sie von den Ortsansässigen mündliche Zusicherungen, dass sie den Bahá’í nicht erlauben würden, in Zukunft Rosenwasser zu produzieren, wodurch diese ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten könnten.

Mazgan ist ein Dorf in Ghamsar, Kashan, in der iranischen Provinz Markazi, in dem eine beträchtliche Anzahl von Bahá’í wohnen, die ihre Geschichte bis zu den Anfängen der Stiftung des Bahá’í-Religion im Iran zurückverfolgen, als Shaykh Mazgan, ein örtlicher Gemeindevorbeter, den Glauben annahm. Seitdem fällt die lokale Bevölkerung Diskriminierung und Unterdrückung zum Opfer, die seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 weiter eskaliert.

Weitere Informationen zur Verfolgung der Bahá’í-Gemeinde in Iran finden sie hier.

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