Neue Beweise für religiöse Vorurteile bei der Verweigerung von Hochschulbildung für Bahá’í im Iran

Berlin, 5. Oktober 2021 – Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass die iranische Regierung ihre Politik des Hochschulverbots für Angehörige der Bahá’í-Religion bekräftigt und verstärkt hat. Einer zunehmenden Anzahl junger Bahá’í wurde in den vergangenen Wochen mitgeteilt, dass sie „abgelehnt“ wurden, weil sie die „allgemeine Qualifikation“ für ein Universitätsstudium nicht erfüllten. Die Zugehörigkeit zu einer von der iranischen Verfassung anerkannten Religion, d. h. Islam, Christentum, Judentum oder Zoroastrismus, wird neuerdings auf der Website der Bildungsbehörde als allgemeine Qualifikation aufgeführt. Die Zugehörigkeit zur Bahá’í-Religion, der größten nicht-muslimischen religiösen Minderheit im Iran, gilt hingegen als Ausschlusskriterium, wodurch Zehntausenden begabten und motivierten Jugendlichen die Aufnahme eines Hochschulstudiums verwehrt wird.
Viele Jahre lang wurde den Bahá’í, die an den nationalen Hochschulaufnahmeprüfungen im Iran teilgenommen (und diese bestanden) hatten, fälschlicherweise mitgeteilt, dass ihre Bewerbungen „unvollständig“ oder „fehlerhaft“ gewesen seien. Durch die jüngste Änderung wird aus einer verdeckten Diskriminierung eine offene. Der Entzug des Rechts, an einer Universität zu studieren, macht die Hoffnungen und die Zukunftsaussichten junger Menschen zunichte. Diese Politik ist offenkundig grausam und zerstörerisch. Die deutsche Bahá’í-Gemeinde ist bestürzt und entsetzt über diese Nachricht.
Sicherlich sollte sich die iranische Regierung auf die vielen drängenden Krisen des Landes konzentrieren, anstatt ihre Zeit und ihre Ressourcen weiterhin mit der Unterdrückung einer unschuldigen und schutzlosen Gemeinschaft zu verbringen, die ihr Heimatland liebt und schätzt. Aber stattdessen offenbaren die Behörden mit diesen Ablehnungen das eklatante religiöse Vorurteil, das dieser ungerechten und diskriminierenden Politik zugrunde liegt. Die internationale Bahá’í-Gemeinde warnt schon seit Jahren davor, während die iranische Regierung darauf beharrt, die Rechte aller iranischen Bürger*innen zu respektieren; inzwischen scheint sie es nicht einmal mehr für nötig zu halten, dies vorzugeben. Dass die Regierung ihre Heuchelei aufgibt und sich bei der Verfolgung der Bahá’í so offen äußert, deutet darauf hin, dass sie beabsichtigt, die Verfolgung noch tiefer in ihren staatlichen Institutionen zu verankern.
Völkerrechtliche Verantwortlichkeit und eine direkte Kontrolle der iranischen Hochschulpolitik sind unerlässlich, wenn diese Diskriminierung beendet werden soll. Die internationale Bahá’í-Gemeinde fordert die Vereinten Nationen und die Regierungen auf, unverzüglich bei den iranischen Behörden zugunsten der Bahá’í im Iran zu intervenieren.

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