Aufgedeckt: Irans schamlose Propagandataktik, die Bahá'í durch gefälschte Videos und Hassreden zu belasten

Berlin, 22. August 2022 – Die Internationale Bahá’í-Gemeinde hat die schockierende Nachricht von einem inszenierten Propagandavideo aus einem Kindergarten erhalten, durch das die Bahá’í im Iran belastet werden sollen.
Am 31. Juli, dem gleichen Tag, an dem Agenten des Geheimdienstes in Häuser der Bahá’í eindrangen und Erzieherinnen verhafteten, betraten Beamte auch einen Kindergarten in einer iranischen Großstadt und verteilten dort Bahá’í-Bücher und Broschüren an die Erzieherinnen, die ausnahmslos keine Bahá’í sind. Die Beamten instruierten und zwangen das Personal des Kindergartens, vor laufender Kamera zu sagen, dass diese Materialien von Bahá’í mitgebracht und an die Erzieherinnen verteilt worden seien.
„Dieser niederträchtige Vorgang des Betrugs und der Täuschung, begangen in einem Kindergarten, offenbart einmal mehr, dass die iranische Regierung die Bahá’í allein wegen ihres Glaubens verfolgt“, sagt Jascha Noltenius, Menschenrechtsbeauftragter der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland. „Da die iranische Regierung nicht den geringsten Beweis für ihre absurden Anschuldigungen gegen die Bahá’í finden konnte, ist sie nun dazu übergegangen, selbst Beweise zu fabrizieren. Dazu verwendet die Regierung Materialien der Bahá’í, um sie der Beeinflussung und Bekehrung muslimischer Kinder zum Bahá’í-Glauben zu bezichtigen.“
Entgegen dieses Bekehrungsvorwurfes gegen die Bahá’í, belegen zahlreiche offizielle Regierungsdokumente, dass es in Wahrheit Pläne der iranischen Regierung gibt, Bahá’í-Kinder zum Islam zu bekehren.
1991 wurde ein vertrauliches Regierungsmemorandum, das damals von einem Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen ans Licht gebracht wurde, vom Obersten Revolutionären Kulturrat des Iran ausgearbeitet und vom Obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei selbst unterzeichnet. Darin wird angeordnet, dass Bahá’í-Kinder in Schulen eingeschrieben werden sollen, „die eine starke und beeinflussende religiöse Ideologie vertreten“ und in einer Art und Weise behandelt werden sollten, dass „ihr Fortschritt und ihre Entwicklung behindert wird“.
„Die iranische Regierung versucht nicht nur, die Geschichte in den Schulbüchern zu verfälschen, um den Bahá’í-Glauben aus der iranischen Geschichte zu entfernen und die Bahá’í-Kinder zu zwingen, ihren Glauben zu wechseln“, so Noltenius weiter. „Jetzt produziert sie auch noch gefälschtes Material, um ihre haltlosen Anschuldigungen gegen die Bahá’í zu untermauern.“
Dieser Vorfall steht in einem größeren Zusammenhang mit den zunehmenden Angriffen gegen die Bahá’í im Iran in den letzten Wochen. Seit dem 31. Juli wurden der Internationalen Bahá’í-Gemeinde mehr als 196 Fälle von Verfolgung der Bahá’í im Iran gemeldet, darunter Verhaftungen, Inhaftierungen, Enteignungen von Häusern und Grundstücken, Schließung von Geschäften und Universitätsausschlüsse.
Das iranische Geheimdienstministerium veröffentlichte am 31. Juli eine beispiellose Erklärung, in der es behauptete, dass Mitglieder der Bahá’í-Gemeinde „die Lehren des erfundenen Bahá’í-Kolonialismus verbreiten und das Bildungswesen, einschließlich Kindergärten, unterwandern“ würden. Unter dem Vorwand der Erklärung des Ministeriums wurden an diesem Tag mehrere Erzieherinnen und Erzieher der Bahá’í verhaftet. Das Filmen der inszenierten Lesungen zeigt nun auch, dass die Behörden möglicherweise Videomaterial verwenden wollen, um ihre falschen Behauptungen zu untermauern und die Öffentlichkeit gegen die Bahá’í aufzuhetzen.
Die Bemühungen um die Verbreitung von Hasspropaganda gegen die Bahá’í sind Teil der Regierungspolitik. In einem Memorandum des Obersten Revolutionären Kulturrats des Iran aus dem Jahr 1991 heißt es, dass die iranischen „Propaganda-Institutionen … eine unabhängige Abteilung einrichten müssen, um … gegen die Bahá’í vorzugehen“.
Im März 2021 veröffentlichten zwei Menschenrechtsgruppen, die League for the Defence of Human Rights in Iran (LDDHI) und die International Federation for Human Rights (FIDH), eine iranische Verwaltungsvorschrift, in der die lokalen Behörden in der Stadt Sari in der nördlichen Provinz Mazandaran angewiesen wurden, „strenge Kontrollen“ über die Bahá’í in der Stadt durchzuführen, indem sie „ihre Aktivitäten überwachen“ und Maßnahmen zur „Identifizierung von Bahá’í-Studenten“ einleiten, um sie „zum Islam zu führen“.
„Die iranischen Behörden verbreiten seit 43 Jahren Hasspropaganda gegen die Bahá’í“, sagte Herr Noltenius. „Aber die Millionen Iraner guten Willens durchschauen diese Lügen. Der Vorfall im Kindergarten ist der jüngste in einer beschämenden Serie schamloser Täuschungen, Propaganda und Hassreden, aber diese Bemühungen bleiben von der internationalen Gemeinschaft nicht unbemerkt und wirken sich nur gegen die Interessen des Iran aus, weil sie wahren Motive der Regierung offenbaren, unschuldige Menschen nur wegen ihres Glaubens zu verfolgen.“

Diesen Artikel teilen: